Das Leben der Himba im abgelegenen Kaokoveld zwischen Tradition und Wandel
Im dünn besiedelten Kaokoveld wechseln sich weite Ebenen mit schroffen Felsformationen ab. Die abgelegene Region im Nordwesten Namibias an der Grenze zu Angola erscheint unwirklich und unwirtlich und zieht doch in ihren Bann. Weit weg von den Hauptschotterpisten, abseits jeglicher Zivilisation, ohne Strom und fließend Wasser ist dies die Heimat der Himba.
Die nächste größere Stadt zum Kaokoveld, Opuwo, ist nicht nur die einzige Stadt mit einem Supermarkt und einer Tankstelle; hier treffen die Tradition der Himba und Moderne aufeinander. Auch wenn die Himba in der Regel in ihren kleinen Siedlungen im Kaokoveld leben, ist Opuwo für sie ein wichtiger Anlaufpunkt für Einkäufe, Handel oder die Arbeit als Touristenführer.

Wer sind die Himba? Ein Überblick
Die Ovahimba, in unserem Sprachgebrauch bekannt als Himba, sind traditionell lebende Halbnomaden und bekannt für ihr charakteristisches Erscheinungsbild sowie ihre ursprüngliche, naturverbundene Kultur. Besonders auffällig sind die rote Haut und die kunstvolle Haarpracht, dabei zeichnet die Volksgruppe weit mehr aus. Sie zählen zu den letzten Völkern im südlichen Afrika, die weitgehend an ihrer traditionellen Lebensweise festhalten, obwohl die Einflüsse der Moderne bereits an die Tür klopfen. Die Himba sind Jäger und Sammler und betreiben darüber hinaus Viehzucht.
Ursprünglich gingen die Himba aus der Gruppe der Herero hervor. Im 16. Jahrhundert spalteten sie sich ab und passten sich dem rauen, trockenen Klima des Kaokovelds an. Mit der Zeit entwickelten sie ihre eigene kulturelle Identität, die uns heute so fasziniert. Dürreperioden, Viehsterben, Raubzüge, koloniale Eingriffe und Konflikte bedrohten im 19. und 20. Jahrhundert das Überleben der Himba. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit und dem starken Gemeinschaftssinn schafften sie es, den widrigen Umständen zu trotzen.


Das Leben im Einklang mit der Natur
Das Leben der Himba ist geprägt durch eine enge Verbindung zur Natur. Sie wohnen in kleinen, weit verstreuten Siedlungen mit Lehmhütten, sogenannten Kraals, die meist um ein zentrales Viehgehege angeordnet sind. Schafe, Ziegen und Rinder sind das Herzstück der himbaischen Wirtschaft und Kultur. Die Nutztiere bedeuten nicht nur Nahrung, sondern auch Wohlstand und dienen als Tauschmittel gegen Zucker, Tee und Maismehl.
Der Tag beginnt früh, oft noch vor Sonnenaufgang. Die Kühe werden gemolken, Butter hergestellt, über offenem Feuer gekocht. Sand und Asche und eine spezielle Creme ersetzen die Morgentoilette, denn Wasser ist ein rares Gut im trockenen Norden Namibias.
Die Rollen im Sozialgefüge sind klar verteilt: Männer übernehmen die Führung ihrer Gemeinschaften, wahren den Frieden und ziehen mit den Viehherden umher. Frauen sind unter anderem für Hausarbeiten, Kinder und die Körperpflege zuständig. Kindern wird bereits früh Verantwortung übertragen, so melken sie beispielsweise die Tiere oder holen Wasser – nicht selten dauert der Gang zur nächsten Wasserquelle in der Trockenzeit bis zu einer Stunde.
Die Großfamilie spielt eine zentrale Rolle in der Himba-Kultur: Gemeinschaft, gegenseitige Unterstützung und die Weitergabe von Wissen prägen das Miteinander. Ältere werden geachtet, Rituale und Geschichten mündlich überliefert. Die Verwandtschaft ist häufig über viele Dörfer verteilt, sodass ein Himba auf der Durchreise immer einen willkommenen Platz zum Schlafen findet.


Körperpflege, Frisuren und Schmuck mit Bedeutung
Bezeichnend für die Himba ist ihre charakteristische Erscheinung, nichts wird in puncto Optik dem Zufall überlassen. Alles hat eine Bedeutung, Schönheit verbinden sie mit Nutzen.
Rote Körperbemalung: Die Himba-Frauen bestreichen ihre Haut mit Otjize, einer selbst hergestellten Paste aus Butterfett, Ocker und aromatischen Kräutern. Otjize schützt vor Sonne und Insekten und hält die Haut geschmeidig. Zudem ist die rote Haut bei Frauen ein Ausdruck von Identität, Stolz und Weiblichkeit.
Aufwendige Frisuren: Die Haartracht geht einher mit dem jeweiligen Lebensabschnitt einer Person: Kleine Mädchen tragen zwei geflochtene Zöpfe, die über die Stirn bis ins Gesicht ragen. Junge Frauen erhalten kunstvolle mit Otjize behandelte Haarsträhnen, deren Enden aus Tierhaar bestehen können. Verheiratete Frauen bedecken ihr Haar mit einem ledernen Kopfschmuck. Jungs und unverheiratete Männer haben einen rasierten Kopf, auf dem sich ein geflochtener Zopf befindet. Verheiratete Männer türmen ihre Haare hingegen auf und bedecken sie, ähnlich wie die Frauen, mit einem ledernen Kopftuch.
Kunstvoller Schmuck: Der Schmuck der Himba besteht unter anderem aus Kupfer, Leder, Perlen und Muscheln. Auch hier wird nichts dem Zufall überlassen: Schmuckstücke wie Halsbänder und Fußketten können beispielsweise etwas über soziale Stellung, das Alter und die Anzahl der Kinder einer Frau verraten.


Begegnung auf Augenhöhe. Ein persönlicher Erfahrungsbericht
“Was uns am meisten bei einer Begegnung mit den Himba berührt hat? Dass echtes Interesse in beide Richtungen ging. Die Himba, die wir besuchten, begegneten uns mit einer natürlichen Offenheit – interessiert, aber nicht aufdringlich. Besonders faszinierend fanden sie die Haare unserer Kinder: glatt, hell, ungewohnt. Es wurde gestaunt, gefühlt, gelacht – und auch wir durften vorsichtig Zöpfe und kunstvolle Frisuren bewundern.
Wir spielten gemeinsam mit den Kindern, hielten neugierige Babys im Arm, bewunderten die bunte Handwerkskunst und wurden mit einem lebensfrohen Tanz begrüßt, der voller Energie und Herzlichkeit war. Im Schatten eines Lehmhauses, auf staubigem Boden sitzend, ergab sich ein stiller Moment des Miteinanders – geprägt von gegenseitiger Aufmerksamkeit, Respekt und kleinen Gesten, die oft mehr sagen als Worte.”

Tradition trifft Wandel: Vor welchen Herausforderungen die Himba stehen
Wie lange können die Himba ihre Lebensweise in dieser schnelllebigen und globalisierten Welt aufrechterhalten? Wie viel Wandel ist möglich, ohne die eigene Identität zu verlieren? Mit diesen herausfordernden Fragen müssen sich sowohl die Himba, die namibische Gesellschaft, aber auch Besucher, die nachhaltig reisen wollen, beschäftigen.
Die Abgeschiedenheit des Kaokovelds wird zunehmend von den Einflüssen der Außenwelt durchdrungen. Schulunterricht, Großbauprojekte, Tourismus, neue Straßen und Mobilfunknetze verändern die Region. Der Namibia-Dollar wird zur neuen Währung und löst Tauschgeschäfte mit Ziegen langsam ab. Auch der Klimawandel fordert mit längeren Dürreperioden und unsicheren Weidebedingungen seinen Tribut.
All das führt dazu, dass (junge) Himba mehr und mehr im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne stehen. Einige verlassen ihre Dörfer, um in Städten zu arbeiten. Andere kehren mit neuen Perspektiven und Erfahrungen zurück. Das sorgt innerhalb der Gemeinschaften mitunter für Konflikte zwischen den Generationen. Es bleibt zu hoffen, dass respektvolle Lösungen für die Herausforderungen dieser Zeit gefunden werden. Doch der Blick in die Geschichte zeigt auch, wie widerstandsfähig und resilient die Himba sind.

Tipps für einen respektvollen Besuch einer Himba-Community
Für viele Familien, die nach Namibia reisen, zählt der Besuch eines Himba-Dorfes zu den eindrücklichsten Erlebnissen. Wenn sie den Himba mit Respekt begegnen, können Groß und Klein viel über kulturelle Vielfalt und andere Lebensentwürfe lernen.
Damit ein Besuch für alle Seiten zu einer positiven Begegnung wird, ist ein sensibler Umgang wichtig. Dazu gehören:
✔️ Fotos nur mit Erlaubnis machen
✔️ Die Privatsphäre achten
✔️ Keine vorschnellen Urteile fällen
✔️ Auf Augenhöhe begegnen
Ein besonders bereichernder Austausch gelingt oft dann, wenn ein ortskundiger Guide dabei ist – idealerweise jemand aus der Himba-Community. Er oder sie kennt Sprache, Sitten und Hintergründe und kann dabei helfen, Brücken zu bauen und mögliche Unsicherheiten einfühlsam zu begleiten.



Projekte, die es sich zu unterstützen lohnt
Es gibt Projekte, die die Himba selbst mitgestalten, etwa Bildungsinitiativen, nachhaltige Handwerksverkäufe, Living Museen oder Unterkünfte, die die örtlichen Communitys unterstützen.
Unser Tipp für eine Unterkunft: Serra Cafema Camp
Das Serra Cafema Camp liegt am Kunene River und schafft eine unvergleichliche Verbindung zur Natur. Es gibt nur acht luxuriöse Suiten, die mit ihrer Inneneinrichtung die Kultur der Himba würdigen. Das Freizeitangebot umfasst unter anderem Ausflüge ins Kaokoveld, Bootsfahrten auf dem Kunene, Quad-Touren und Besuche bei den Himba. Ideal für naturliebende Familien, die darüber hinaus Land und Leute kennenlernen möchten.
Das Camp befindet sich in Abstimmung mit der Community im “Himba-Land”. Im Gegenzug unterstützt das Serra Cafema Camp sie mit Bildungsprogrammen, einer mobilen medizinischen Klinik und Lebensmitteln.


Familien, die bewusst reisen, können Brücken bauen: zwischen Welten, Kulturen und eigenen Vorstellungen. Kinder und Erwachsene bauen Vorurteile und Berührungsängste ab und lernen bei einer Begegnung ein Volk kennen, das einzigartig ist durch seinen Stolz, seine Kultur, Schönheit und Resilienz.