Magazin | THE FAMILY PROJECT

The Deplar Experience

Geschrieben von The Family Project | May 20, 2025 2:28:22 PM

Einst eine Schaffarm, heute eine exklusive Lodge für moderne Abenteurer, bietet die Deplar Farm nicht nur spektakuläre Natur, sondern auch das seltene Gefühl, angekommen zu sein. Nicht im klassischen Sinne eines Hotels mit Lobby und Zimmerschlüssel – sondern in einem Zuhause auf Zeit, das sich anfühlt wie ein gut gehütetes Geheimnis.

Etwa 32 Kilometer südlich des Polarkreises kann man sich inmitten eines abgeschiedenen Tales in Nordisland fragen: Wie komfortabel darf Abenteuer sein? 

 


Ankommen in einer anderen Welt

Schon die Anreise ist Teil des Abenteuers: Per Inlandflug geht es von Reykjavík nach Akureyri – wir hoffen auf gutes Wetter und einen Fensterplatz, denn der Blick auf Islands zerklüftete Küste, Vulkankrater und Gletscher ist schlichtweg spektakulär. Von Akureyri führt der Transfer entlang der dramatischen Nordküste weiter zur Lodge – eine Fahrt, die nicht weniger beeindruckend ist als der Flug: schwarze Strände, moosbedeckte Hänge, weite Fjorde und immer wieder das Meer in Sichtweite.

Die Deplar Farm selbst fügt sich mit ihrem grasbedeckten Dach fast nahtlos in die Landschaft ein. Die Architektur ist beeindruckend und zurückhaltend zugleich, bewusst gewählt, um sich nicht in den Vordergrund zu drängen, sondern die Natur wirken zu lassen.

 


Open House mit Aussicht

Die Innenräume? Skandinavisch inspiriert, mit viel Holz, Stein, Leinen und warmem Licht. Alles wirkt durchdacht, gemütlich, hochwertig, echt. Besonders bemerkenswert: Möbel, Materialien und Details stammen größtenteils direkt vom Gründerehepaar, das die Lodge mit viel persönlichem Engagement und einem klaren ästhetischen Anspruch gestaltet hat – kein Konzept „von der Stange“, sondern absolut individuell.

Die Zimmer und Suiten der Deplar Farm sind großzügig, klar aber detailreich gestaltet. Hinsichtlich der Zimmerausstattung gilt gemütlich, hochwertig aber reduziert. Fernseher sucht man zurecht vergebens, dafür gibt es eine Dusche mit Dampf-Sauna Funktion und eine Stereoanlage in jedem Zimmer. 

Das Konzept ist markant und lautet ganz klar: Open House. Man begegnet anderen Gästen in den gemütlichen Gemeinschaftsbereichen mit Tisch-Kicker und Billiard-Tisch, an der Bar oder beim gemeinschaftlichen Abendessen. Der Austausch mit anderen Gästen am Abend ist ebenso Bestandteil des Erlebnisses wie der Tag selbst. 

Ein weiteres zentrales Element ist die Musik. Neben der angesprochenen Musikanlage verfügt das Hotel über ein schlichtweg spektakuläres Tonstudio auf dem Gelände. Namhafte Musiker haben hier aufgenommen, namentliche Erwähnungen sucht man vergebens. Und auch hier wird wieder ein gemeinschaftliches Element bespielt: Im ausführlichen Fragebogen, der vor Ankunft ausgefüllt und auch vor Ort nochmals mit einem Experience Manager des Hauses durchgesprochen wird, geht es nicht nur um Allergien oder präferierte Aktivitäten vor Ort, nein, explizit werden favorisierte Interpreten abgefragt. Die Musikauswahl im eigenen Zimmer an persönliche Wünsche anzupassen darf als aufmerksam empfunden werden, aber der Ansatz der Deplar Farm geht weit darüber hinaus: Die eigenen Favoriten fließen in die Playlistauswahl im gesamten Haus mit ein, sodass die tagesaktuelle Playlist ein individuelles Mixtape aller Gäste vor Ort bildet, das mit jeder Ab- und Anreise seinen Charakter verändert.

 

 

Kulinarik mit Charakter & Wellness in der Wildnis

In der Deplar Farm geht es beim Essen weniger um Inszenierung als um Handwerk. Statt einer langen Karte oder klassischem Fine Dining erwartet einen ein gemeinsames Menü – täglich neu, regional geprägt, saisonal durchdacht. Die Küche ist kreativ, aber nicht kompliziert. Hochwertige Produkte stehen im Mittelpunkt, nicht ihre Inszenierung. Dass das Menü in der Gruppe vorgestellt wird, ist Teil des offenen Konzepts – dennoch ist Individualisierung jederzeit möglich. Essenspräferenzen werden bereits im Vorfeld abgesprochen. So bleibt die entspannte Atmosphäre auch beim Dinner erhalten – ganz ohne stille Kompromisse am Tisch.

 

Ein weiterer Akzent: der Spa-Bereich. Zwischen schneebedeckten Bergen und endloser Weite tauchen wir ein in das dampfende Geothermalbecken, lassen uns bei einer Massage treiben oder schwitzen mit Blick auf das wilde Tal in der Panoramasauna (alternativ steht eine Wikinger-Sauna zur Verfügung, mehr Atmosphäre, dafür weniger Aussicht). Der Fitnessbereich ist klein, aber hochwertig ausgestattet – und wer ehrlich ist, wird ihn zwischen Skitouren, Wanderrouten und Helikopterflügen sowieso kaum brauchen.

 

Abenteuer à la carte 

Was die Deplar Farm besonders macht, sind nicht nur Lage und Design, sondern vor allem das Erlebnisprogramm. Im Winter stehen geführte Skitouren durch unberührte Tiefschneehänge auf dem Programm – per Helikopter gelangt man zu abgelegenen Spots, oft ohne eine einzige fremde Spur im Schnee. Die Guides sind hervorragend ausgebildet, das Equipment auf neuestem Stand.

Im Sommer verwandelt sich die Troll-Halbinsel in ein Paradies für Outdoor-Enthusiasten: Wanderungen durch karge Berglandschaften, Kajaktouren auf glasklaren Seen, Angeln nach Atlantiklachs, Ausritte zu Pferd und Fahrten mit dem Superjeep in abgelegene Hochlandgebiete stehen zur Wahl. Wer möchte, kann Wale beobachten oder auf dem Fluss Fliegenfischen. Auch Gletscherwanderungen, Fatbiking und Surfen im Nordatlantik sind – je nach Saison – möglich. Jedes Programm wird individuell abgestimmt und reicht von sportlich-anspruchsvoll bis naturnah und entschleunigt.

 

Das Erlebnis

Um auf die Frage zurückzukommen, wie viel Komfort ein echtes Abenteuer verträgt, um noch als selbiges bezeichnet werden zu dürfen: Weich gebettetes Abenteuer trifft es vielleicht, zumindest zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Das ist aber auch in Ordnung, da man in der Zwischenzeit damit beschäftigt ist, steile Abhänge zu überwinden, ob auf Skiern oder dem Fahrrad, mit dem Schneemobil Eislandschaften durchquert oder mit dem Kajak durch den Arktischen Ozean paddelt. 

Wer Luxus in Anzahl prämierter Restaurants, der Größe des Spa-Bereiches oder allumfänglicher Privatsphäre definiert, wird wahrscheinlich nicht vollumfänglich auf seine Kosten kommen. Wer aber auf der Suche nach Erlebnisqualität ist und sich Abenteuer ohne Abstriche bei Unterkunft oder Verpflegung wünscht, wird hier in jedem Fall fündig. Mit Sicherheit aber werden Sie vor Ort jeden Tag Gleichgesinnte aus aller Welt antreffen, die sich auf der Suche nach Abenteuer an einem der abgelegensten Punkte Islands zusammenfinden. Vielleicht ist die Deplar Farm also gewissermaßen das beste Hostel der Welt.